Warum geht man die Agile Transformation nicht mit den Methoden des Change Managements an?
“Warum geht man die Agile Transformation nicht mit den Methoden des Change Managements an?” Diese Fragestellung verwende ich häufig zu Beginn der Zusammenarbeit mit einer Firma. Ich stelle die Frage insbesondere in folgender Situation:
Der Auftrag lautet “Begleitung der Agilen Transformation” o.ä. und
es gibt eine Kick-off-Veranstaltung, an der viele später beteiligten Personen teilnehmen.
In einem solchen Kontext stelle ich mein persönliches Verständnis der Begriffe “Agile Transformation” und “Change Management” vor.
Change Management kommt zum Einsatz, bei einer bevorstehenden Veränderung, die
bereits beschlossen ist und
auch Personen betrifft, die an der Entscheidung nicht beteiligt waren.
Beispiele sind etwa die Schließung eines Unternehmensstandorts oder die Ablösung einer alten durch eine neue, unternehmensweite Software.
In diesen Fällen geht es darum, die beabsichtigte Veränderung möglichst gut zu managen.
Die Agile Transformation ist in meinen Augen etwas völlig anderes. Das Zielbild ist unklar. Unternehmen, die sich darauf einlassen, wissen nicht wirklich, wie sich agile Arbeitsweise in der Zukunft einmal anfühlen wird. Die Einflussfaktoren sind zahlreich und vielleicht unbekannt. Die Veränderung ist mehr eine Notwendigkeit aufgrund der Umstände, als eine freie Entscheidung. Die zunehmende Komplexität der Umwelt, in der sich Unternehmen befinden, drängt oder zwingt sie dazu, “etwas” zu verändern. Und daraus folgt der dritte und wichtigste Punkt: Die Transformation gelingt am besten, wenn der Veränderungswunsch sehr stark von innen kommt, also von möglichst vielen Beteiligten mitgetragen und mitgestaltet wird.
Aus diesem Grund gibt es auch Agile Coaches (die eigentlich Agility-Coaches heißen müssten) und Change Manager, aber nicht Agility Managers und Change Coaches. Das heißt für mich nicht, dass die Agile Transformation immer und zu 100% mittels Coaching zu begleiten ist. Eine gehörige Portion Leadership braucht es auch.
Fazit
Die zielgerichtete Veränderung (Change) kann man planen und wie ein Projekt managen; auch dabei wird man Überraschungen erleben, und man muss bedenken, dass Unternehmen soziale Systeme sind.
Die Verwandlung aus einem inneren Drang heraus (der ggf. durch Umwelteinflüsse induziert wurde), besitzt eine inhärente Bewegung (vielleicht auch nur in Form von Unruhe), die zu ihrem Gelingen vor allem Führung (im Sinne von Richtungsbestimmung) benötigt.
In späteren Beiträgen nenne ich Beispiele für Methoden, die ich aus dem Change Management übernommen und in der Agilen Transformation meiner Kunden verwendet habe.
Foto von Håkon Grimstad auf Unsplash